Baumschäden:

Servus liebe Mitglieder vom Obst- und Gartenbauverein Benediktbeuern / Bichl,

das Hagelunwetter das uns getroffen hat, verursachte viele Schäden und nicht zuletzt an Obstbäumen und Sträuchern.

Im Laufe dieses Jahres haben von unserem Verein 2 Mitglieder (Ulla Linder und Andreas Krämer) u. a. auch nach dem Hagelunwetter an dem großen Streuobstwiesen Seminar in Dachau teilgenommen. Mit eigenem Erfahrungsschatz und Informationen von einigen Fachleuten, haben sie uns Maßnahmen aufgeschrieben, wie die beschädigten Bäume noch zu retten sind. Wir wollen diese in diesem Schreiben an unsere Mitglieder weitergeben. Es sind Informationen, die nach bestem Wissen zusammengestellt sind. Trotzdem sind sich sicherlich nicht vollständig. Diese Informationen dürfen natürlich auch weitergegeben werden. Der Austausch untereinander kann auch hier helfen, um Erfahrungen zu teilen.

Wir planen dann im März nächsten Jahres einen Obstbaumschnittkurs an unserer Loisachtaler Streuobstwiese in Benediktbeuern/Häusern bei dem wir speziell auf die Hagelschäden eingehen werden.

 

Beschädigungen von Obstgehölzen durch Hagel

Allgemeine Infos:

 

– Wenn ein Trieb oder ein Ast 3/4 und mehr im Umfang ohne Rinde ist, wird dieser sehr wahrscheinlich absterben, auch wenn er aktuell noch grün ist.

 

– Durch die warme und feuchte Witterung sind in die offenen Wunden teils Schadorganismen wie Bakterien, Pilze etc. eingedrungen. Dafür waren es ideale Bedingungen. Besonders im Verlauf des kommenden Jahres wird sichtbar werden, wie stark Infektionen stattgefunden haben. Bäume also gut beobachten (Gummifluss oder Austritt von Schleim aus den Wunden sind Hinweise auf Infektionen).

 

– Viele betroffene Obstgehölze blühen zur Zeit durch den massiven Blattverlust. Es kostet den Baum um diese Jahreszeit viel Kraft, die Blüten stellen auch jetzt im Herbst Eintrittspforten für Bakterien und Viren dar! Bei kleineren Bäumen können die Blüten abgeknipst werden. Grundsätzlich hilft den Bäumen der Austrieb beim Verheilen der Wunden, andererseits kostet dieser natürlich auch Kraft.

 

– Gute Wachstumsbedingungen sollten sichergestellt werden, dazu gehören eine gute Nährstoffversorgung (Kali – Herbstdüngung), Baumdünger im Frühjahr, ein guter PH Wert im Boden (Kalkgabe nach PH Analyse) und der Schutz von weiteren schädigenden Einflüssen.

 

Wichtig: Aktuell keine Schnittmaßnahmen durchführen! Wenn jetzt intensiv geschnitten wird, stehen die Wunden bis zum Austrieb im Frühjahr offen. (Bis knapp über 0 Grad sind Pilzsporen aktiv!)

 

Ausnahmen:

-Entfernung von jetzt schon eingetrockneten oder welken Ästen (möglichst kleine Wunden): Abgebrochene Äste, die noch “am seidenen Faden hängen”, lose abgestorbene Äste, die noch im Baum hängen können entfernt werden (Denn diese können auch Überträger von Pilzen sein). Größere Wunden, an denen sich der Stamm schält, können jetzt noch „leicht ausgeschnitten” werden, hier allerdings nur die Teile, die lose an der Verletzung hängen bzw. abgestorben sind. Ein tiefer Schnitt ins grüne Holz ist aktuell nicht zu empfehlen.

 

Wichtig! Falls Gummifluss oder Schleim aus den Wunden austritt, sollten die betroffenen Äste mindestens 10 cm ins gesunde Holz auch schon jetzt zurückgeschnitten und mit einem Wundverschlussmittel verschlossen werden.

 

– Ein relativ später korrekt durchgeführter Obstbaumschnitt im späteren Frühjahr 2024 ist besonders empfehlenswert. (Spät, da hier der Austrieb etwas schwächer ausfällt als beim frühen Schnitt) Der Obst- und Gartenbauverein Benediktbeuern/Bichl wird hierzu wieder 1-2 Schnittkurse (voraussichtlich im März 2024) anbieten.

 

Junge Obstbäume im Alter ca. 1- 10 Jahren:

 

– Wenn Jungbäume so stark beschädigt sind, dass sie nicht überlebensfähig sind und auch das Grundgerüst zerstört ist, können diese Bäume noch in diesem Jahr entfernt werden. Neupflanzungen sind noch gut in diesem Jahr möglich, besonders auch bei anderen Vorschädigungen ist dies zu empfehlen.

 

– Ab jetzt: Weißanstrich des Stammes und der Ansätze der Leitäste (Schutz vor weiteren Schädigungen der Rinde durch Frostrisse, PH Wert ungünstig für Pilze).

 

– Entfernen nicht überlebensfähiger und stark beschädigter Äste im Frühjahr.

 

– Um dem Baum viel Energie für den Heilungsprozess zu belassen können im nächsten Jahr die Blüten ausgedünnt bzw. komplett entfernt werden.

 

– Wer möchte kann die Wunden jetzt oder im Frühjahr nach dem Schnitt mit einer Lösung mit effektiven Mikroorganismen (EM) behandeln.

 

– Wer möchte kann nach dem Schnitt im Frühjahr ein nicht verkrustendes Wundverschlussmittel (künstliche Rinde oder Baumwachs) auftragen.

 

Ältere Obstbäume:

 

– Ab jetzt: Weißanstrich des Stammes (PH Wert ungünstig für Pilze, Schonung der verwundeten Rinde vor Sonneneinstrahlung)

– Ausschneiden stark beschädigter Äste im Frühjahr

– Ggf. Behandlung und Ausschneiden von “Krebsstellen” in den kommenden Jahren.

 

Ergänzung:

 

Bei starken Beschädigungen der Rinde (durch Hagel etc.) können auch im Kleingarten Pflanzenschutzmittel mit den Inhaltsstoffen Kaliumhydrogenkarbonat (Backpulver) oder Schwefelkalk eingesetzt werden, diese dürfen auch im Bioanbau eingesetzt werden. Diese erhöhen den PH-Wert und wirken desinfizierend. Durch den anhaltenden Niederschlag nach dem Hagel war dies allerdings nicht zeitnah möglich.

 

 

Stauden:

Behandlung wie in jedem Jahr; Rückschnitt der vertrockneten oberirdischen Pflanzenteile spätestens vor dem Austrieb im neuen Jahr. Aber auch schon im Herbst möglich.

 

(Zier-) Sträucher:

Rückschnitt wie in jedem Jahr.

Zusätzlich Ausschneiden von verletzten Pflanzenteilen, bis hin zum “Auf Stock setzen”, je nach Verletzungsgrad.

Bis auf wenige Ausnahmen vertragen diese Sträucher einen starken Rückschnitt und treiben wieder aus.

Zeitpunkt: Nach Laubabwurf im Herbst bis hin zum Austrieb im Frühjahr möglich.

 

Wir hoffen, dass wir dadurch eine Hilfestellung leisten können.

 

Mit den besten Grüßen

 

Ihre / Eure Vereinsleitung 
Obst- und Gartenbauverein Benediktbeuern / Bichl